NOBEL-KAFFEEWERKE
Der Caffee ist mein Hauptgeschäft
Peter Friedrich KRUPP
„Tradition seit 1902“, heißt es im Slogan des Essener Kaffee-Unternehmens. Von welcher Tradition im Kaffeegewerbe nicht erzählt wird, das sind die Bedingungen, unter denen der Kaffee – eines der verbreitetsten Genussgetränke weltweit – nach Essen gekommen ist – und unter denen Kaffee bis heute vielerorts angebaut wird.
Wie erklärt sich der große Einfluss, den der Handel mit Kolonialwaren, insbesondere mit Kaffee, auf das Wirtschaften und Leben Essens hatte?
Was hat Kaffee mit Kohlebergbau und Industrialisierung zu tun?
Und welche Möglichkeiten haben wir, unseren Kaffee guten Gewissens genießen zu können?
- Vom Luxusprodukt zum Massengetränk: Mit der Essener Bevölkerung wächst auch die Nachfrage nach Kolonialwaren — insbesondere dem Kaffee (00:00-00:32)
- Der Kaffeemarkt wächst: Unternehmen wie Kotthaus & Nobel befördern den alltäglichen Kaffeekonsum und profitieren von der hohe Nachfrage (00:32-01:50)
- Zusammenspiel von Handel und Industrie: Während viele Essener Industrielle ihr Starkapital durch Handel erwirtschafteten, sind es vor allem Industriearbeiter, die wiederum die Nachfrage nach Handelsgütern wie dem Kaffee steigen lassen (01:50-03:10)
- Kaffee als Schmiermittel der Industrialisierung: Fabrikarbeitern wird im Arbeitsalltag strategisch Kaffee verabreicht, um die Produktivität zu erhöhen (03:10-07:03)
Hat sich nach dem historischen Ende des Kolonialismus – z.B. beim Kaffee – vom Anbau über den Handel zum Verbrauch – grundsätzlich so viel verändert?
Der Globalisierungsprozess war mit der Geschichte des Kolonialismus aufs Engste verbunden. Die Mobilität von Waren, Menschen, Ideen und Institutionen, kurz: die Verflechtung der Welt, vollzog sich vor dem Ersten Weltkrieg unter kolonialen Bedingungen. Die Weltwirtschaft basierte auf der zum Teil gewaltsamen Einbeziehung der Arbeitskraft, Rohstoffe und Absatzmärkte außereuropäischer Gesellschaften.
Der Kolonialismus war zentrales Element der politischen Ordnung der Welt, aber auch der rechtlichen und ideologischen Legitimierung dieser Ordnung.
- Kaffee und Kolonialismus: Kaffee — als die Importware des Kolonialhandels — steht stellvertretend für die Entwicklung der globalen Handelsbeziehungen vom Kolonialismus bis heute (00:00-00:35)
- Ein egalitäres Getränk für die europäische Elite: Die arabische Kaffeekultur begeistert europäische Reisende — doch die Bohnen sind im Welthandel nur zu sehr hohen Preisen zu erwerben (00:35-02:50)
- Mit aller Macht zum Kaffeeanbau: Die europäischen Kolonialgesellschaften hebeln das osmanische Handelsmonopol aus, indem sie mithilfe gestohlenen Saatguts die Kaffeeproduktion in ihren Kolonien veranlassen (02:50-04:58)
- Die Krupps und der Kaffee: Das Getränk findet seinen Weg in die europäischen Metropolen — und, durch Krupp’schen Handelsbeziehungen, auch nach Essen (04:58-05:43)
- Kaffee als Produkt der Ausbeutung: Der Kaffe wird in den Kolonien unter unmenschlichen Bedingungen von Sklaven angebaut (05:43-08:53)
- Tyrannei und Folter: Der afrikanische „Kiboko“-Kaffee ist noch heute nach der Peitsche benannt, die die Kolonialherren gegen ihre Sklaven einsetzten (08:53-14:03)
- Noch heute kein fairer Handel: Die kolonialen Ursprünge des Kaffeehandels wirken bis heute nach — mit gerechten Löhne für ihre Arbeit können die allermeisten Kaffeebauern noch immer nicht rechnen (14:03-16:59)